Erwischt du dich manchmal bei dem Gedanken: „Wenn ich könnte, würde ich gern…“?

Wir tragen manchmal jahrelang ungelebte Träume mit uns herum und denken: „Ich habe keine Zeit, Familie und Beruf füllen mich völlig aus“ oder „Wenn erst die Kinder groß sind, dann werde ich…“

Lass es nicht zu spät sein. Ich erzähle dir hier meine Geschichte, um dir Mut zu machen, das, was dir wichtig ist, JETZT zu leben. Und wenn es eine Weltreise ist.

Disclaimer: In diesem Artikel geht es auch um die Themen Covid-Pandemie und Krebs.

Sich trauen zu träumen

20. Juli 2023:
Ich bin 52 Jahre alt, Mutter von vier Kindern, gesundheitlich ziemlich angeschlagen und seit genau 16 Tagen auf einer Reise. Manche sagen, ich mache eine Weltreise. Andere, dass ich eine Auszeit nehme. Ich weiß es noch nicht. Ich habe einen Flug nach Bali gebucht und schaue, was auf mich zukommt. Einfach mal raus. Einfach mal drauflos leben. 9 Monate lang das tun, was mir schon so lange in der Seele brennt: Reisen.

Viele Menschen haben mich in den vergangenen Wochen gefragt, wie es zu diesem Entschluss gekommen ist und warum ich gerade jetzt losziehe. Das ist eigentlich einfach erklärt:

Wenn das Leben uns mal so richtig in die Mangel nimmt, scheint manches mit einem Mal möglich. Und dann möchte man nicht mehr auf „irgendwann“ warten.

7. Oktober 2021: Ich stehe vor dem Bücherregal meines älteren Sohnes in seiner Studentenwohnung in Deggendorf. Schaue, was er so liest. Neben Büchern über Künstliche Intelligenz, Finanzen und die 1%-Methode finde ich viel Reiseliteratur. Offensichtlich mag er besonders die Bücher von „Lonely Planets“.

Da mein Sohn in wenigen Tagen umzieht und dabei ist, sein Hab und Gut in Umzugskisten zu verstauen, frage ich ihn, ob ich mir einen der Reiseratgeber ausleihen darf. Er lacht beim Blick auf den Titel. Ich darf. Dass dieses Buch mein Leben verändern wird, ahne ich in diesem Moment noch nicht.

Ich bin mit Matthias (meinem Mann) auf dem Weg nach Kroatien. Unsere Silberhochzeitsreise. Doch am kommenden Tag habe ich erst einmal Geburtstag. Werde 51 Jahre alt. Dass ich diesen Tag mit dem Hauptvortrag bei der Jahresversammlung des Katholischen Familienverbands Südtirol in Bozen feiern darf, erfüllt mich mit großer Freude. Aber dass ich überhaupt noch einmal Geburtstag feiern darf, ist ein unfassbar großes Geschenk. Das war im November 2020 noch gar nicht so klar.

Denn hinter mir liegen die wohl schwersten zwei Jahre meines Lebens. Obwohl es von der Sorte „schwer“ schon einige gab.

Der Supergau

Im Frühjahr 2020 hatte ich in meiner Selbstständigkeit als Rednerin, Trainerin und Coach zum Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ richtig Fuß gefasst. Meine Auftragsbücher für Vorträge und Seminare waren gut gefüllt, ich freute mich auf das Jahr.

Und dann kam Freitag, der 13. März 2020. Ich saß mit vielen Kolleginnen und Kollegen bei der WinterConference  meines Berufsverbandes (German Speakers Association) in Dresden, als im Liveticker die Nachrichten über die Ausbreitung eines Virus liefen. Die Schweizer und Österreicher reisten überstürzt ab, die Grenzen wurden geschlossen. Der Verbands-Präsident hielt als Anwalt einen Spontanvortrag über das Insolvenzrecht in Deutschland. Innerhalb weniger Stunden konnten wir miterleben, wie eine ganze Branche einfach so den Bach runterging. Künstler*innen, Freelancer, Soloselbstständige waren plötzlich nicht nur arbeitslos, sondern auch machtlos und oft genug am Rand des finanziellen Ruins (oder darüber hinaus).

Viele Kolleg*innen schwenkten innerhalb weniger Tage auf Online-Angebote um. Aber meine Kunden – viele Behörden, Hochschulen, Landkreise – brauchten Monate, um die Voraussetzungen zu schaffen, dass ihre Mitarbeiter*innen an meinen Online-Seminaren teilnehmen konnten. Also stornierten sie die Buchungen. Stornierungsgebühren waren dabei nicht vorgesehen. Inzwischen bot ich ehrenamtlich Live-Talks für Eltern an, die im HomeOffice Kinder betreuten und beschulten und völlig erschöpft waren. Schrieb innerhalb von vier Wochen ein Buch „HomeOffice mit Familie“.

Auch ich stand am Rande meiner Kraft. Hatte das erste Mal in meinem Leben Angst. Wirkliche Angst. Existenzangst. Und Wut. Da war so viel Wut über zu viel Ungerechtigkeit in jenen Tagen.

Aber es gab auch viele Lichtblicke. Im Oktober wurde ich 50. Wir konnten nicht groß feiern. Ich liebe Feste und Feiern. Und wir waren alle so ausgehungert nach Zusammensein, Leichtigkeit, Begegnung und Freude. Trotzdem war es ein Tag voller Überraschungen, Beweisen von Zuneigung meiner Familie und Freunde. Und großer Dankbarkeit meinerseits, aufgehoben zu sein in wunderbaren Beziehungen.

Und dann kam der 4. November 2020. Ich erinnere mich noch Jahre später an jede Einzelheit jenes Morgens. Wie ich mir verschlafen die Augen reibe. Einen Moment brauche, bis das Klingeln des Telefons zu mir durchdringt.

„Sitzen Sie im Auto?“ fragt der Radiologe am anderen Ende. Sofort bin ich hellwach. „Nein.“ ‚Auf der Bettkante,“ füge ich in Gedanken hinzu. „Gut. Ich muss Ihnen leider mitteilen: Der Knoten in Ihrer Brust ist bösartig. Der Ki ist sehr hoch. Das bedeutet ein schnelles Wachstum. Aber Sie kommen für die Teilnahme an einer Studie in Frage. Melden Sie sich am Montag um 9:00 Uhr in der Praxis von Dr. XY. Er wird alles weitere veranlassen.“ Bevor sich Fragen in meinem Kopf formen können, hat der Arzt aufgelegt.

Reglos bleibe ich sitzen. Krebs. Das ist es also. Die Erkrankung, die immer nur die anderen bekommen. Krebs in Zeiten des Lockdowns. Der Supergau.

Bereits seit Monaten hatte ich den Knoten in der Brust gespürt. War im Frühsommer bei meiner Gynäkologin gewesen. Sie meinte nur lapidar: „Das ist eine Zyste. Nicht ungewöhnlich. Zur Mammographie werden Sie ab 50 sowieso eingeladen.“

Jetzt, Ende Oktober und kurz nach meinem 50. Geburtstag geht alles ganz schnell. Mammographie, Biopsie. Dann neun Tage langes Warten auf das Ergebnis. Das Labor ist mit Corona-Tests völlig überlastet. Neun Tage hoffen und doch besser wissen.

Ich bin nicht wirklich überrascht. Ich habe es geahnt. In diesem Moment ist noch völlig unklar, was das alles bedeutet.

Nun, im Oktober 2021, also genau ein Jahr später, darf ich Geburtstag feiern.

Was für ein Geschenk. Ich bin im vergangenen Jahr dünner geworden, habe zwei OP’s hinter mir und Medikamente, die mich so schlapp gemacht haben, dass ich manchmal fast im Stehen eingeschlafen wäre. Ich habe mehrere Tagebücher gefüllt, viel meditiert und über mein Leben nachgedacht. Habe immer wieder überlegt, was mir wirklich wichtig ist.

Und ich habe gearbeitet. Denn das Krankengeld bemisst sich nach dem Einkommen des vergangenen Jahres. Das hatte ich nicht. Wegen der Pandemie. Aber das Arbeiten tat mir auch gut – ich konnte online arbeiten und hatte so das Gefühl einer gewissen Normalität. Und da man mir die Erkrankung und Behandlung nicht ansah und mir ein paar Pfunde weniger gut standen, bekam ich so viele Komplimente über mein Aussehen wie in den vergangenen zwanzig Jahren nicht.

Außerdem ist mein Buch erschienen.

Ich bin glücklich. Und dankbar. Und ausgesöhnt mit dem Leben und seinen Überraschungen.

Ich mache mir nichts vor. Die kommenden vier Jahre bleiben kritisch. Aber ich lebe. Jetzt.

Das zweite Leben

15. Oktober 2021: Ich sitze in einem gemütlichen Bungalow direkt an der kroatischen Adria. Die Wellen schwappen leise gegen die Uferpromenade. Es ist noch früh am Morgen. Ich genieße den ersten Kaffee. Greife zu dem Buch, das ich mir von meinem Sohn geliehen habe: „Solo unterwegs“. Ich blättere darin und bleibe gleich am Anfang an möglichen Bedenken gegenüber einer Soloreise hängen. Dort werden Themen wie Sicherheit, Einsamkeit usw. angesprochen. Und dann lese ich: „Bin ich zu alt, um allein zu verreisen?“ Ich denke sofort: ‚Nein, natürlich nicht. Das ist ja Quatsch!“

Aber dann lese ich die Antwort des Reiseführers: „Nur, weil du dir zwischen Schule und Uni kein Jahr Auszeit gegönnt hast, ist der Zug für dich noch nicht abgefahren. Ob du nun 26 oder 56 bist.“ An diesem Satz bleiben meine Augen wie magnetisch haften. Ein Jahr Auszeit. Nicht zu spät. Nur weil du…, heißt das nicht…

Und ich lese weiter: „Worauf wartest du noch? Da draußen gibt es eine Welt zu entdecken. Also schieb deine Ängste beiseite und reise einfach los.“

In diesem Moment macht etwas „klick“ in meinem Kopf. Es ist, als würde ich den letzten Stein in ein Puzzle legen, das erst mit diesem letzten Teil plötzlich Sinn ergibt.

Das Auszeit-Jahr mit 18, das nicht zur Wahl stand, weil mich die politische Wende 1989 überrollt hatte und ich plötzlich und unerwartet studieren durfte (was für mich in der DDR aus politischen Gründen nicht möglich gewesen wäre). Dann die Hochzeit, Familie, Selbstständigkeit. Geld verdienen, um irgendwann das zu machen, wozu ich Lust hätte.

Vertagte Träume. Aber während der Erkrankung hatte ich gelernt, was es heißt: „Freu‘ dich nicht zu spät!“ Wann wäre es zu spät? Möglicherweise viel zu früh.

Irgendwo hatte ich vor vielen Jahren den Spruch gefunden: „Jeder Mensch hat zwei Leben. Das zweite beginnt, wenn man versteht, dass man nur eines hat.“

In diesem Moment, in dem es „Klick“ machte, begann mein zweites Leben. Zumindest erstmal in meinem Kopf. Denn ich traf eine Entscheidung. Die Entscheidung, es nicht beim Träumen zu belassen. Ich werde auf Reisen gehen.

Sich erlauben, groß zu denken

Warum erzähle ich dir diese, meine Geschichte?

Es ist Juli 2023 und ich sitze hier auf Bali an einem Fluss und schreibe meinen ersten Drauflosleben-Blogartikel. Ich möchte dich mit meinem Blog ermutigen und inspirieren, deinen Träumen nachzuspüren und dich ermutigen, sie Wirklichkeit werden zu lassen.

Es gibt 1000 gute Gründe, dies aufzuschieben.

Schau mich an: Ich bin Mutter – mein jüngster Sohn wohnt noch daheim und bereitet sich auf das Abi vor. Vermutlich sollte ich da sein und ihn dabei unterstützen.

Ich bin Partnerin. Was macht eine mehrmonatige Abwesenheit mit einer Beziehung? Ich weiß es nicht.

Ich bin selbstständig. Möglicherweise katapultiere ich mich mit meinem Business gerade komplett ins AUS. Hatte ich schon.

Ich werde leitliniengemäß wohl erst in fünf Jahren als gesund entlassen. Ich muss Medikamente für 8 Monate mitschleppen und lernen, mich selbst zu spritzen. Aber es geht.

Es gibt 1000 gute Gründe, Träume aufzuschieben. Und nur einen einzigen, es nicht zu tun: Das Leben findet jetzt statt. Freu‘ dich nicht zu spät.

Am Ende eines Blogartikels werde ich dir immer eine Übung, eine Geschichte zum Nachdenken oder einen Tipp mit auf den Weg geben, um dich zu unterstützen. Dies soll dich inspirieren, trotz aller Aufgaben, die du im Alltag zu bewältigen hast, nicht zu vergessen, auch dein eigenes Leben zu leben – und nicht nur das, was im Moment vernünftig erscheint.

Selbstcoaching-Übung:

Vielleicht kennst du bereits die Geschichte eines Professors, der seinen Zuhörer*innen Zeitmanagement erklärt, indem er Steine in einen Glaskrug schichtet. Wenn nicht, kannst du sie hier herunterladen und nachlesen. Ich verwende sie und folgende Übung in meinen Seminaren, wenn es darum geht, dem Wichtigen im Alltag Zeit einzuräumen.

Nimm ein Blatt und male einen Krug darauf oder drucke dir das Arbeitsblatt aus. Nun überlege, welche großen Steine darin Platz haben sollen und beschrifte sie. Vielleicht schreibst du: „Zeit für die Familie“ oder „Gesundheit“ oder „Partnerschaft“. Schreibe dazu, was genau das heißt: „Familiensonntag“ oder „Yogakurs“ oder „Candlelight-Abend“. Und nun das allerwichtigste: Male einen richtig großen Stein hinein, der für einen Wunsch/Traum steht, den du hast. Vielleicht gibt es schon etwas ganz Konkretes, z.B. „einen Monat pilgern“ oder „Weiterbildung zu XY“ oder „Kletterkurs“ oder „Buch schreiben“ oder „beruflich umorientieren“.  Vielleicht hast du aber noch gar keine Idee. Auch das ist ok. Dann lass den Stein noch leer. Wichtig ist nur, dass er da ist.

Im nächsten Blogartikel werde ich dir Ideen geben, wie du herausfinden kannst, was auf den Stein gehört und warum.

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