Diese Woche werde ich an einer 4tägigen Fortbildung in Change-Management teilnehmen. Ich freue mich darauf – nicht nur wegen der Inhalte, sondern weil ich sie mir bewusst gönne. Raum fürs Nachdenken. Für neue Perspektiven. Für einen frischen Blick auf das Thema „Veränderung“.
Als Vorbereitung sollen wir einige persönliche Fragen beantworten:
- Welche Veränderung hast du zuletzt erlebt oder begleitet?
- Was war deine erste spontane Reaktion?
- Und welche Gedanken, Gefühle, Impulse kamen auf?
Ich nehme mir einen Kaffee und beginne zu schreiben – und lande nicht bei einer Reorganisation im Unternehmen, sondern mitten in einer lebhaften Erinnerung: Kroatien. Sonnenaufgang. Ein Buch auf dem Schoß. Und ein Gedanke, der einschlägt wie ein Blitz: „Ich will raus. Ich will die Welt sehen. Und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt.“
Es war der Moment, in dem ich beschloss, mir ein Sabbatical zu nehmen – acht Monate Weltreise, nur ich und mein Rucksack.
Und sofort danach kam sie: Die innere Gegenrede.
„Ja, aber… das geht doch nicht?!“ „Ja, aber… dein Jüngster geht noch zur Schule?!“ „Ja, aber… deine Aufträge und Kunden?!“
Warum dieses „Ja, aber…“ ein Geschenk war
Im Führungsalltag – wie im Leben – hören wir das „Ja, aber…“ oft als Widerstand. Als Verzögerung. Als Ausrede. Doch was, wenn wir es völlig falsch einschätzen?
> Veränderung beginnt nicht mit einem klaren „Ja“.
> Sie beginnt mit einem Impuls – und einer inneren Prüfung.
Das „Ja, aber…“ ist keine Blockade. Es ist ein Resonanzsignal. Ein Zeichen dafür, dass etwas wirklich in Bewegung ist.
Drei Perspektiven auf das „Ja, aber…“ – für Führungskräfte und Veränderungsprozesse
1. Das „Ja, aber…“ als Frühwarnsystem
Bevor Menschen etwas mittragen, prüfen sie: Ist das tragfähig? Bin ich bereit?
Im Change ist das „Ja, aber…“ kein Nein. Es ist ein Realitätscheck. Ein wertvoller Moment, in dem Überforderung, fehlende Ressourcen oder nicht angesprochene Ängste sichtbar werden.
👉 Wer jetzt zuhört, statt zu überzeugen, schafft Vertrauen.
2. Das „Ja, aber…“ als Beziehungsangebot
Wenn Mitarbeitende Widerstand äußern, zeigen sie: Das hier ist mir nicht egal. Sie stellen Fragen, äußern Bedenken, bringen sich ein – wenn auch unbeholfen.
👉 Resonanz entsteht, wenn Führungskräfte den Mut haben, diese Uneindeutigkeit auszuhalten – und in echten Dialog zu gehen.
3. Das „Ja, aber…“ als innerer Resonanztest
In mir selbst war das „Ja, aber…“ der Moment, in dem sich meine Idee gegen die Realität behaupten musste. Und genau dadurch wurde sie stark.
👉 Erst wenn das „Aber“ durchfühlt, geprüft und gewürdigt wurde – kann daraus ein tragfähiges Commitment entstehen.
ResonanzImpulse für deine Führungspraxis
Reagiere auf Widerstand mit Neugier, nicht mit Gegenwehr.
> Frage: „Was genau macht dir Sorgen?“ oder „Was brauchst du, damit das für dich gangbar wird?“
Verstehe das „Ja, aber…“ als Zeichen von Verbundenheit.
> Schweigen ist gefährlicher. Wer widerspricht, zeigt: Ich bin noch da.
Erlaube dir selbst, ambivalent zu sein.
> Veränderung beginnt oft mit Unsicherheit – und wächst aus dem inneren Spannungsfeld heraus.
Auch im Privaten: Achte auf deine inneren „Aber“.
> Oft wollen sie dich nicht aufhalten – sondern dir sagen, was du noch brauchst, um loszugehen.
Fazit: Widerstand ist kein Hindernis – er ist Teil des Weges
Als mein Mann damals sagte: „Aber muss es denn ein ganzes Jahr sein?“, begann für mich der echte Dialog – mit ihm, mit mir, mit dem Leben.
Heute weiß ich: Die Kunst in Veränderungsprozessen liegt nicht darin, Widerstände zu beseitigen.
Sondern darin, sie zu hören.
Denn genau dort – wo jemand zögert, fragt, sich sträubt – entstehen die Bedingungen für echte, tragfähige Veränderung.
💬 Reflexionsfrage für dich als Führungskraft:
Wo in deinem Team (oder in dir selbst) hörst du gerade ein „Ja, aber…“? Achte auf deine spontanen Gedanken. Bevor du reagierst, probiere zunächst einmal, innerlich „Danke“ zu diesem Widerstand zu sagen und erst dann zu reagieren. Dann schau, was passiert.
Vortrag: „Die traut sich was! Wie du trotz vieler ABER Undenkbares möglich machst“
In diesem Video erfährst du, wie es nach meinen „Ja, aber“ in Kroatien weiterging und ob ich tatsächlich auf Reisen ging.